Jess: Gefühle leben, nicht aufessen
„Das ist nur Babyspeck, das verwächst sich, Jess!“ Das zumindest hat meine Oma immer gesagt, sie hätte vielleicht bedenken sollen, dass ein Mensch mit 2,98
Es gibt unterschiedliche Diabetes-Typen – ich finde, die sehen wir uns jetzt mal gemeinsam in Ruhe an.
Typ-2-Diabetes ist mit 90% der Erkrankten die geläufigste aller Diabetes-Typen, In diesem Fall ist die Sensitivität der Körperzellen für Insulin verringert. Das bedeutet, dass der Körper zwar noch selbst Insulin produziert, aber die Leber und die anderen Körperzellen, die normalerweise Glukose speichern, zunehmend weniger darauf reagieren.
Typ-2-Diabetes tritt häufig im Zusammenhang mit Übergewicht bzw. einem überproportionalem Anteil an Bauchfett (viszeralem Fett) auf, häufig kommt noch Bewegungsmangel hinzu. Aber Achtung, wie so oft im Leben gilt das nicht pauschal: Es gibt auch sehr schlanke Typ-2-Diabetiker!
Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Erkrankung von Bluthochdruck und schlechten Blutfettwerten begleitet wird. In dem Fall spricht man von einem metabolischen Syndrom.
Im Volksmund wird diese Form auch „Altersdiabetes“ genannt, weil die Krankheit sich im Laufe des Lebens entwickelt – die Mehrheit der Patienten ist älter als 65 Jahre. Aber mittlerweile erkranken immer häufiger auch jüngere Menschen (auch Kindern und Jugendliche) an Typ-2-Diabetes, dadurch ist der Begriff „Altersdiabetes“ natürlich inzwischen überholt.
Typ-2-Diabetes wird in erster Linie durch eine „geeignete“ (die Empfehlung ist leider häufig nicht wirklich optimal) Ernährung sowie körperliche Bewegung behandelt. Eine Gewichtsreduktion erweist sich im Falle von vorhandenem Übergewicht als sehr positiv und kann im besten Fall bereits zu einem normalisierten Blutzucker führen. Die Ernährungsempfehlungen sind jedoch sehr kontrovers:
Seitdem diverse Medikamente auf dem Markt erschienen sind, liegt der Fokus eher darauf, das Übergewicht des Patienten durch möglichst fettarme, aber dadurch kohlenhydratreiche Kost zu abzubauen. Der durch den Verzehr der Kohlenhydrate wiederum erhöhte Blutzuckerspiegel wird dann stattdessen durch Medikamente in Schach gehalten.
Fettarme Ernährung wurde vermutlich deshalb propagiert, weil man a) dem Irrglauben unterlegen war, dass Fett pauschal fett macht, und b) gleichzeitig die Arterien verstopft und somit das bereits für Diabetiker in erhöhtem Maße bestehende Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt durch Arteriosklerose noch weiter erhöhen würde.
Tatsächlich wäre es hingegen vorteilhaft, den Anteil an Kohlenhydraten in der Nahrung zu reduzieren, da dadurch der Blutzuckerspiegel von vorneherein deutlich geringer ansteigt und in gleichmäßigeren Bahnen verläuft, ohne größere Schwankungen. Aber dazu später mehr.
Wenn eine Ernährungsumstellung und mehr Bewegung zur Blutzuckerregulierung nicht ausreichen, werden zusätzlich Medikamente in Tablettenform (z.B. „Metformin“) verabreicht. Ein weiter fortgeschrittener Diabetes Typ 2 kann dazu führen, dass die körpereigene Insulinproduktion stark nachlässt. Letztendlich müssen dann stärkere Medikamente eingenommen und später oft auch Insulin gespritzt werden.
Im Gegensatz zum Typ-2-Diabetes kann die Bauchspeicheldrüse beim Typ-1 kein Insulin mehr produzieren, weil die „Langerhannsschen Inselzellen“ der Bauchspeicheldrüse, in denen das Insulin produziert wird, aufgrund von Autoimmunreaktionen vom eigenen Körper zerstört wurden.
In dem Fall kann der Blutzucker nicht mehr abgebaut werden, es findet kein Transport des Blutzuckers in die Körperzellen statt. Typ-1-Diabetes tritt meist schon im Kindes- oder Jugendalter auf.
Typ-1-Diabetes kann nur durch die Gabe von Insulin behandelt werden. Früher hatte der Diabetiker dazu einen genauen Ernährungsplan und einen Spritzplan, an die er sich möglichst strikt halten musste. Das nannte man konventionelle Insulintherapie (CT).
Heute, nachdem Insuline entwickelt wurden, die deutlich schneller wirken, und andere, die deutlich verzögerter wirken, ist die Therapie viel flexibler geworden und nennt sich mittlerweile intensivierte konventionelle Insulintherapie (ICT).
Nämlich ein langsamwirkendes Insulin für den mahlzeitenunabhängigen Insulinbedarf, das sogenannte Basalinsulin. Das geschieht normalerweise – je nach Insulin und je nach Therapiegestaltung – 1-2 mal pro Tag.
Darüber hinaus spritzt man für seine Nahrung und für eventuelle erforderliche Korrekturen ein schnell wirkendes Insulin, dessen Dosis man entsprechend berechnen muss. Das ist das sogenannte Bolusinsulin. Das geschieht dann üblicherweise zu jeder Mahlzeit und wenn Korrekturen notwendig sind.
Eine Insulinpumpe ist ein kleines Dosiergerät, das der Behandelte ständig mit sich trägt. In der Pumpe befindet sich eine Ampulle, die mit einem schnellwirkenden Insulin befüllt ist. Die Pumpe ist mit einem Schlauch verbunden, über den das Insulin durch eine kleine Kanüle ins Unterhautfettgewebe injiziert wird. Man nutzt also nur EIN Insulin für den Basal- und Bolusbedarf. Das funktioniert deshalb, weil die Pumpe das Insulin Just-in-Time abgibt, und das erklärt auch den ersten Vorteil der Pumpe. Die fein programmierbare Dosis kann exakt an den tatsächlichen Bedarf angepasst werden. Außerdem kann die Basalrate temporär geändert werden, wenn im Falle von Sport der Basalbedarf niedriger oder im Falle eines Infektes höher ist.
Das Bolusinsulin kann ebenfalls einfach per Knopfdruck injiziert werden. Die meisten Pumpen bieten dazu noch einen sogenannten Bolusrechner, der einem, basierend auf den aktuellen Blutzuckerspiegel und entsprechend der eingegebenen Kohlenhydratmenge, einen Dosisvorschlag berechnet. Dazu wird die Pumpe vorher mit den individuellen Daten ihres Benutzers gefüttert. Beim Bolus kann man dann noch entscheiden, ob man die Dosis in voller Höhe direkt verabreicht bekommt, ob sie in voller Höhe über einen zu definierenden Zeitraum verabreicht wird oder ob man eine Mischform aus beidem wählt. So kann man die Bolusgabe sehr gut an die jeweilige Mahlzeit anpassen und berücksichtigen, dass unterschiedliche Nahrungsbestandteile unterschiedlich schnell verstoffwechselt werden.
Ein Nachteil der Pumpe ist, dass man ständig ein medizinisches Gerät bei sich trägt, dass über Schlauch und Kanüle fest mit einem verbunden ist. Durch Kupplungen im Schlauch kann die Pumpe natürlich auch kurzfristig abgelegt werden (1-2 Stunden), z.B. für einen Schwimmbad- oder Saunabesuch oder für zwischenmenschliche Aktivitäten.
Ein weiterer Nachteil ist, dass die ausschließliche Verwendung von kurzwirkendem Insulin bei Ausfall der Insulinzufuhr aufgrund eines Defektes etc. recht schnell zu einer Stoffwechselentgleisung führen kann. Darauf muss der Pumpenträger vorbereitet sein, geschult werden und wissen was in diesem Notfall zu tun ist.
Dazu fehlt nur noch ein System, das den Blutzucker permanent misst sowie die Kopplung beider Systeme. Kontinuierliche Glukosemessgeräte gibt es bereits seit längerem, aber es hat bisher noch kein Hersteller gewagt, ein gekoppeltes System, das auch Closed Loop System genannt wird, auf den Markt zu bringen. Allenfalls ein abgespecktes System, das die Basalversorgung abschaltet, wenn der Glukosewert bestimmte Bedingungen erfüllt, ist derzeit im Angebot. Es wird aber geforscht – und wer weiß, vielleicht wird es so etwas in Zukunft geben.
Auch im Falle des Typ-1-Diabetes gilt, dass die Ernährung eine Rolle spielt, denn je mehr Kohlenhydrate verzehrt werden und je höher die Blutzuckermenge im Blut dadurch steigt, desto größere Mengen Insulin werden benötigt.
Viele Betroffene haben die Erfahrung gemacht, dass eine geringere Menge Kohlenhydrate in der Ernährung es erleichtert, den Blutzuckerspiegel auf einem stabilen und normaleren Niveau zu halten, und die Insulingabe dadurch verringert werden kann.
Siehe dazu den Erfahrungsbericht von Stefan!
Der Schwangerschaftsdiabetes wird auch als Gestationsdiabetes, GDM oder Typ-4-Diabetes bezeichnet.
Diese Form tritt zum ersten Mal als Glukose-Toleranz-Störung bei einer bestehenden Schwangerschaft auf. Natürlich kann es sich dabei auch entweder um einen erst in der Schwangerschaft erkannten Diabetes handeln oder aber um einen, der in dieser Situation neu entsteht (letzteres ist aber eher selten der Fall).
Mit der Geburt des Kindes verschwindet der typische Schwangerschaftsdiabetes bei den meisten Frauen wieder.Das ist glasklar ein „Vorteil“ gegenüber den anderen Diabetes-Typen!
Wie jeder andere Diabetes muss auch diese Form natürlich medizinisch überwacht und behandelt werden, in diesem Fall ist ja nicht nur die Gesundheit der werdenden Mutter, sondern auch das Leben des Fötus in Gefahr. Allerdings erfolgt die Behandlung in diesem Fall mit Insulin, die Gabe der ansonsten gerne zunächst verschriebenen Medikamente in Tablettenform ist in der Schwangerschaft nicht zugelassen.
Zu den Risikofaktoren für die Entwicklung eines Schwangerschaftsdiabetes zählen Übergewicht, ein Alter über 30 Jahren und eine erbliche Vorbelastung mit Diabetes mellitus in der Familie. Das will aber noch gar nichts heißen: Ein Schwangerschaftsdiabetes kann auch ohne diese bekannten Risikofaktoren auftreten.
LADA bedeutet „Late onset autoimmune diabetes in the adult“. Dabei handelt es sich um eine Form, die erst im Laufe des Lebens als Erwachsener auftritt und autoimmun bedingt ist.
LADA-Diabetes ist nicht ganz ungewöhnlich und gehört in die Gruppe Typ-1-Diabetes. Wie beim Typ-1 sind in diesem Fall Antikörper, die die insulinproduzierenden Betazellen angreifen, vorhanden. Weil er erst im Laufe des Lebens auftritt, wird er häufig nicht als LADA-Diabetes erkannt, was dazu führen kann, dass bei einem Erkrankten ein Typ-2 diagnostiziert und behandelt wird, was aber in dem Fall nicht richtig ist.
Das macht LADA zu einem der komplizierteren Diabetes-Typen. Aber da gibt es noch mehr!
MODY ist die Abkürzung von „Maturity Onset Diabetes of the Young“, was so viel bedeutet wie „Erwachsenendiabetes, der bei Jugendlichen auftritt“. Dieser Diabetes wird in die Kategorie Typ-3-Diabetes („andere spezifische Diabetesformen) einsortiert und innerhalb von MODY unterscheidet man zwischen 11 unterschiedlichen Versionen.
Allen MODY-Varianten ist gemeinsam, dass sie auf Mutationen von Genen des Glukosestoffwechsels beruhen, MODY wird also vererbt. Diese Form manifestiert sich bereits in der Kindheit oder Jugend und zumindest anfangs ist noch keine Insulintherapie nötig. Circa 2-5 % aller Diabetiker haben eine Form des MODY-Diabetes.
Typ-3-Diabetes ist ein Begriff, der manchmal verwendet wird, um eine Form von Diabetes zu beschreiben, die eng mit der Alzheimer-Krankheit verbunden ist.
Diese Erkrankung tritt auf, wenn das Gehirn gegenüber Insulin resistent wird. Die Insulinresistenz im Gehirn kann zur Ansammlung von giftigen Proteinen führen, die zur Entwicklung von Alzheimer beitragen sollen.
Viele der Risikofaktoren für Typ-3-Diabetes entsprechen denen des Typ-2-Diabetes. Dazu gehören Übergeiwicht, ein unzureichendes Maß an Bewegung, eine kohlenhydratreiche Ernährung mit bevorzugtem Konsum von verarbeiteten Lebensmitteln, Alterung und genetische Veranlagung.
Obwohl es keine bekannte Heilung für Typ-3-Diabetes gibt, kann eine Änderungs des Lebensstils natürlich helfen, den Grundzustand zu verbessern und das Risiko von kognitivem Abbau zu reduzieren.
Typ-3c-Diabetes (pankreatogener Diabetes) ist eine ziemlich seltene Form von Diabetes, die aufgrund von Schäden oder Erkrankungen der Pankreas (Bauchspeicheldrüse) auftritt.
Diese Erkrankung kann beispielsweise eine Folge von chronischer Pankreatitis, Bauchspeicheldrüsenkrebs oder anderen Erkrankungen sein.
Symptome von Typ-3c-Diabetes sind ähnlich wie bei anderen Formen von Diabetes und umfassen unter anderem häufiges Wasserlassen, überzogenen Durst, auffällige Müdigkeit und verschwommenes Sehen.
Diese Erkrankung wird jedoch oft fälschlicherweise als Typ-2-Diabetes diagnostiziert, was zu einer falschen Behandlung mit entsprechenden Konsequenzen führt. Die Behandlung von Typ-3c-Diabetes umfasst die Behandlung der grundlegenden Schäden an der Bauchspeicheldrüse und wird meist individuell angepasst mit Insulin therapiert.
Siehe dazu den Erfahrungsbericht von Cassiopeia!
Na, sag mal ehrlich: Bist du nicht überrascht, dass es so viele unterschiedliche Diabetes-Typen gibt? Ich war es jedenfalls bei meiner Recherche.
Wieder was gelernt!
In jedem von uns steckt das starke Potenzial, die eigene Gesundheit und körperliche Situation besser zu machen – und seien die Schritte noch so klein und langsam. Für manches brauchst du vielleicht medizinische Hilfestellung, aber vieles liegt allein in deiner Hand. Die Ernährung ist dabei viel wesentlicher als du dir vielleicht vorstellen kannst.
Aber es geht nicht nur um das körperliche, für echte Gesundheit musst du auch die emotionalen und sozialen Aspekte mit ins Boot holen. So ein rundum gesunder Lebensstil (auf all diesen Ebenen) wird dafür sorgen, dass du dich schon bald besser fühlen wirst als vielleicht genau jetzt in diesem Moment.
Übernimm Verantwortung für deine Gesundheit, nutze, was du selbst tun kannst, aber nimm gleichzeitig vernünftig die Hilfe an, die du individuell brauchst. Sei dein eigener Gesundheitskoordinator.
Auf LCHF.de gibt es zahlreiche Beiträge zum Thema Gesundheit, dies ist nur einer davon. Es gibt Theoretisches, aber auch Praktisches wie z.B. persönliche Berichte zu finden. Benutz gerne die Suchfunktion unterhalb, wenn es spezielle Themen sind, die dich umtreiben.
Lies, lerne und setz um.
Heute ist ein guter Tag für ein gesünderes Leben. Meinst du nicht?
Eure Nahrungsmittel sollen eure Heilmittel - und eure Heilmittel sollen eure Nahrungsmittel sein.
Hippokrates
„Das ist nur Babyspeck, das verwächst sich, Jess!“ Das zumindest hat meine Oma immer gesagt, sie hätte vielleicht bedenken sollen, dass ein Mensch mit 2,98
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