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Coenzym Q10

Faltenfreie Haut! Strahlender Teint! Tschüss Alterungserscheinungen! Viele Kosmetikhersteller wollen uns Q10 quasi als Jungbrunnen verkaufen – nur ein blöder Werbetrick oder ist da tatsächlich was dran? Schauen wir uns das „Wundermittel“ doch einmal etwas näher an:

Relativ spät, erst 1957, wurde das Stöffchen erstmals entdeckt. Die Gruppe der Coenzyme Q wird auch Ubichinone genannt, was den Ort ihres Vorkommens bezeichnet: quasi überall (lat. „ubique“ = überall), in allen Zellen, in allen Lebewesen, nur in unterschiedlichen Konzentrationen.[1] Die Abkürzung „Q10“ bezieht sich auf die chemische Struktur, also die Anzahl der Isopreneinheiten (10 Stück). Das meiste Q10 findet sich beim Menschen in den Zellen von Leber, Herz, Lunge und Gehirn.

Von den Q-Coenzymen gibt es insgesamt zehn, für den Menschen ist aber nur das Q10 von Bedeutung. (Pflanzen hingegen benötigen Q9 zur Fotosynthese.) Von seiner Struktur her gleicht Q10 den Vitaminen K und E, es ist also ein „Vitaminoid“, eine vitaminähnliche Substanz.[2] Im Gegensatz zu den meisten anderen Vitaminen ist unser Körper in der Lage, Q10 selbst herzustellen – dazu später mehr.

Für's Q10 einen Nobelpreis!

1978 gewann Peter D. Mitchell, ein britischer Chemiker, den Nobelpreis für seine Erkenntnisse über die Rolle von Q10 in der sog. Atmungskette. Diese Atmungskette produziert, sehr stark vereinfacht ausgedrückt, ATP, den Hauptenergieträger unseres Körpers. In allen Zellen mit Zellkern[3] befinden sich Mitochondrien, die man sich wie Kraftwerke im Miniformat vorstellen kann. So wie man ein großes Kraftwerk z. B. mit Kohle oder Gas oder Wasser „füttert“ und am Ende Strom dabei herauskommt, benötigen auch die Mitochondrien die Zufuhr bestimmter Stoffe, um am Ende ATP herausrücken zu können. Einer der wichtigsten dieser Stoffe ist Q10 – ohne Q10 kein ATP.

Vor allem die Organe, die jeden Tag Höchstleistungen erbringen müssen, benötigen sehr viel ATP (und damit Q10); Herz, Lunge, Leber, Nieren, Gehirn verbrauchen einen Großteil des in unserem Körper vorhandenen ATP, es muss also ständig von den Mitochondrien nachproduziert werden.

Und woher kommt das Q10?

Zum einen nehmen wir es mit der Nahrung auf (z. B. Fleisch, öliger Fisch wie Sardinen, Nüsse, Hülsenfrüchte, Pflanzenöle, einige Gemüsesorten). Es kann in Fettgewebe gespeichert werden; es mag es aber nicht so gerne, wenn es gekocht wird (Fleisch, Fisch, Gemüse). Zum anderen können wir Q10 aber auch selber basteln. Dafür brauchen wir jedoch genügend Puzzlesteinchen in Form von Vitamin B3, B5, B6, B9, B12, Selen und Zink, aber auch Aminosäuren wie Tyrosin oder S-Adenosylmethionin. Fehlt eines dieser Puzzlestücke, wird’s schwierig mit der Bildung.

Hinzu kommt, dass ab dem 30. Lebensjahr mehr Zellab- als -aufbau stattfindet. Mit jeder abgestorbenen Zelle geht ein Minikraftwerk (Mitochondrium) verloren, ebenso lässt unsere Fähigkeit, Q10 selber zu bilden, mit den Jahren immer mehr nach. Eine einseitige Ernährung, Rauchen, Alkohol, bestimmte Medikamente, Stress oder starke körperliche Belastungen befeuern einen Mangel. Apropos Mangel: Die Normwerte für Q10 im Blut (Plasma und Serum) liegen für Frauen bei 0,45 bis 1,05 mg/l, für Männern bei 0,5 bis 1,10 mg/l.[4]

Unser Körper benötigt täglich ca. 500 mg Q10, etwa 5 mg bis 10 mg nehmen wir täglich über die Nahrung auf, der Rest wird vom Körper selbst gebildet und ein Überschuss in Fettgewebe eingelagert, als Reserve für schlechte Zeiten.

So weit, so einleuchtend. Aber was ist denn jetzt mit der faltenfreien Haut? Q10 ist höchstwahrscheinlich auch ein Antioxidans, also ein Stoff, der sog. freie Radikale einfängt und unschädlich macht.[5] Bekanntermaßen verursachen freie Radikale enorme Zellschäden, auch in der Haut, was letztlich dann dort zur Faltenbildung führt.

Zum Schluss die Gretchenfrage:

Soll ich Q10 als Tablette einnehmen?

Wenn ein Mangel besteht, ist die Einnahme eines Nahrungsergänzungsmittels sinnvoll. Hier wird das „aktivierte Q10“, das Ubiquinol, empfohlen, da der Dünndarm dieses besser aufnehmen kann. Auf jeden Fall aber sollte im Vorfeld der Q10-Status durch eine einfache Blutuntersuchung abgeklärt werden – und ggf. auch, wie es denn um die Bausteine für Q10 bestellt ist (B-Vitamine etc., siehe oben). Das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin weist darauf hin, dass bei einer Einnahmemenge von 10 mg bis 30 mg am Tag keine gesundheitlichen Bedenken zu erwarten sind.[6]

Da es in seiner Struktur dem Vitamin K sehr ähnlich ist, sollten Menschen mit einer Blutgerinnungsstörung Q10 nur in Absprache mit ihrem Arzt/ihrer Heilpraktikerin einnehmen, da die Wirksamkeit von gerinnungshemmenden Medikamenten vermindert werden kann. Vorsicht bitte auch bei Strahlentherapie, Diabetes (Wechselwirkung mit Insulin) und Lungenerkrankungen (Theophyllin-haltige Medikamente). Schwangere und Stillende sollten Q10 nicht ohne vorherige Beratung zu sich nehmen.

Funktionen von Q10

  • Energiegewinnung
  • Unterstützung der Herzgesundheit
  • Schutz der Haut vor Alterungserscheinungen
  • Stärkung des Immunsystems
  • Steigert die Ausdauer
  • Schutz vor freien Radikalen
  • Eventuell hilfreich bei Hormonstörungen, Krebs, Diabetes, Hypercholesterinämie

Symptome eines Mangels

Die Gründe für einen Q10-Mangel sind vielfältig: Stress (mental oder körperlich), Rauchen, zu hoher Alkoholkonsum, Nährstoffmangel durch einseitige Ernährung, Medikamente wie Betablocker oder Cholesterinsenker, Übergewicht, höheres Alter, chronische Entzündungen, Störung der Darmflora etc. Da Q10 fettlöslich ist, könnte auch eine fettreduzierte oder vegetarische/vegane Ernährungsweise zu einem Mangel führen, da es vor allem in fetthaltigen Lebensmitteln und Fleisch vorkommt. [7]

  • Müdigkeit
  • Energielosigkeit
  • Schwäche/Konzentrationsschwäche
  • Übersäuerung der Muskeln

Bei eklatantem Mangel:

  • Myopathien (Muskelerkrankung)
  • Erkrankungen des Gehirns
  • Erkrankungen des Nervensystems (Parkinson, Krampfanfälle)
  • Nierenerkrankungen
  • Erkrankungen von Augen und Ohren

Symptome eines Überschusses

Weil es fettlöslich ist und in entsprechenden Geweben gespeichert wird, kann sich bei bestimmten Vorerkrankungen ein Überschuss einstellen. Bei Fibromyalgie zum Beispiel gelangt nicht genügend Q10 in die Zellen, bei einer Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) ist die Energieproduktion in den Mitochondrien herabgesetzt und es wird weniger Q10 verbraucht. Die unkontrollierte Einnahme von Q10-Präparaten birgt ebenfalls die Gefahr eines Überschusses. Mögliche Folgen könnten sein:

  • Schlaflosigkeit
  • Kopfschmerzen
  • Schwindel
  • Durchfall
  • Übelkeit, Unwohlsein, Appetitverlust
  • Schmerzen im Oberbauch
  • Sodbrennen
  • Reizbarkeit
  • Hautausschlag
  • Lichtempfindlichkeit
  • Mitochondriale Dysfunktion
  • Wechselwirkungen mit bestimmten Medikamenten (siehe oben)

Tagesbedarf

Der Tagesbedarf eines gesunden erwachsenen Menschen an Q10 liegt bei etwa 500 mg, wobei nur 10 % bis 20 % über die Nahrung aufgenommen werden.

Wie viel Q10 steckt in LCHF geeigneten Lebensmitteln?

Die in der Tabelle angegebenen Jod-Werte (µg) und die Kohlenhydrat-Werte (g) beziehen sich auf jeweils 100 g des genannten Lebensmittels, frisch und nicht zubereitet.

Lebensmittel

Q10 mg

KH g

Sardine

6,4

0,0

Rindfleisch

3,3

0,7

Schweinefleisch

3,2

0,4

Geflügel

1,8

0,0

Brokkoli

0,86

1,9

Sonnenblumenöl

0,70

0,0

Butter

0,60

0,6

Camembert

0,40

0,0

Chesterkäse

0,40

0,0

Edelpilzkäse

0,40

1,0

Emmentaler

0,40

0,0

Feta

0,40

0,0

Frischkäse Doppelrahm

0,40

2,5

Gorgonzola

0,40

0,0

Gouda & Edamer

0,40

0,0

Hüttenkäse

0,40

2,6

Parmesan

0,40

0,0

Ricotta

0,40

0,3

Schnittkäse Vollfett

0,40

0,0

Weichkäse

0,40

0,0

Spinat

0,36

0,6

Paprika grün

0,33

2,9

Paprika rot

0,33

6,4

Kopfsalat

0,22

1,1

Aubergine

0,21

2,5

Chinakohl

0,21

1,2

Weißkohl

0,16

4,2

Blumenkohl

0,14

1,6

Zwiebel

0,10

4,9

Quellen

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Ubichinon-10

[2] http://www.vitalstoff-lexikon.de/index.php?PHPSESSID=h05c4gspd16i63hmtqtnq3es05&mode=showarticle&searcharticlekeyword=Q10&artid=1412&blocklist=1&activeMenuNr=8&

[3] Zellen ohne Zellkern sind z. B. Bakterien.

[4] http://www.gesundheits-lexikon.com/Labormedizin-Labordiagnostik/Weitere-Mikronaehrstoffe/Coenzym-Q10.html

[5] Q. Ayunin/Miatmoko, A./Soeratri, W. u. a.: Improving the anti-ageing activity of coenzyme Q10 through protransfersome-loaded emulgel. In: Sci Rep. 12 (2022).

[6] https://www.bvl.bund.de/DE/Arbeitsbereiche/01_Lebensmittel/04_AntragstellerUnternehmen/07_Allgemeinverfuegungen/01_Archiv_Uebersicht/07_Nahrungsergaenzungsmittel/lm_av_140212.pdf?__blob=publicationFile&v=4

[7] https://www.rewe.de/ernaehrung/wissen/coenzym-q10/

Andrea Texterin der Serie VItamine und Mineralstoffe

Andrea tauchte im April 2016 im LCHF-Forum auf und erfreut uns seitdem nicht nur mit ihrer Anwesenheit, sondern auch mit ihrem erfrischendem Schreibstil, den sie auch beruflich mit vollem Herzblut auslebt.

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