Spikes Metamorphose ist ein gutes Beispiel dafür, wie LCHF sich über Mund-zu-Mund-Propaganda weiterverbreitet und das Leben gründlich verändern kann, wenn man es wagt, die alten Ernährungsweisheiten über Bord zu werfen. Als Beas „Padawan“ – wie die beiden es bezeichnen – betrat er sehr erfolgreich echtes Neuland.
Danke, Spike!
Spike und ich haben es vorgezogen, dass ich ihm Fragen stellen darf, denn da brannten mir einige unter den Nägeln, wie man sich denken kann.
Los geht’s!
Damit klar wird, mit wem man es zu tun hat, beginnen wir mit den Eckdaten…
Name: Christian (als Spike im Forum)
Alter: 45 Jahre
Erwähnenswerte Lebensumstände: Verheiratet (mit der allerbesten Frau, nachfolgend DBFVA genannt), ein Sohn, Bürojob (aber relativ dabei auf den Beinen)
Ich nahm gegen hohen Blutdruck zwei verschiedene Medikamente ein, was mich aber nie sonderlich gestört hat. Die Medikamente konnte ich mittlerweile aber absetzen.
Ende November 2013 wog ich 125 kg (bei einer Länge von 178 cm), war aber mein Leben lang relativ „stabil“. Vor geschätzten 20 Jahren habe ich mal eine Low Fat Diät gemacht, darüber hinaus die klassischen „1.000 kcal pro Tag“ oder Abnehmshakes (ich weiß gar nicht mehr, wie die hießen) ausprobiert. Abgenommen habe ich auf diese Weise immer, allerdings kam auch der berühmte YoYo-Effekt jedes Mal. Mein Problem war immer: Ich esse gerne und ich esse zudem gerne reichlich.
Insofern war der Leidensdruck, etwas gegen mein Übergewicht tun zu müssen, ziemlich gering. Auch mit Übergewicht bin ich zum Beispiel immer gerne spazieren gegangen. Im klassischen Sinne gemobbt wurde ich nicht, aber es kamen schon ab und an Bemerkungen, dass ich doch was gegen mein hohes Gewicht tun solle. Aber wie gesagt, der Leidensdruck war nicht sonderlich hoch und man lernt als Übergewichtiger eben, damit umzugehen.
Übrigens, bevor ich es vergesse: Heute (November 2014) wiege ich schlappe 39 kg weniger als vor einem Jahr.
Das erste Mal von DatBea – das muss vor rund 2-3 Jahren gewesen sein und ich kann mich heute noch daran erinnern, wo wir gestanden haben und wie das Gespräch an sich abgelaufen ist. Sie erzählte mir von ihren Erfolgen, der Abnahme, der Verbesserung ihrer Zuckerwerte und wie sie dazu gekommen war.
Irgendwie war dieses Gespräch aber so surreal. Ich weiß nicht, ob du das Gefühl auch kennst, aber es ist als ob du zwar sehr wohl die Worte vernimmst, die dein Gegenüber sagt, diese aber nicht in deinem Gehirn ankommen. Ich umschreibe es mal als Art „Selbstschutz des Gehirns“, denn was sie erzählte, ging gegen alles, was ich bis dahin in meinem Leben zum Thema gesunde Ernährung gehört hatte.
Um es mit Christian Morgenstern zu sagen:
Und so schloss er messerscharf, dass nicht sein kann, was nicht sein darf.
Andererseits mag ich DatBea zu gerne, als dass ich mich in dieser Situation mit ihr darüber streiten wollte, was sie in Bezug auf Ernährung für einen unglaublichen Quatsch macht. Ja, das war mein Erstkontakt mit LCHF.
Im Oktober 2013 lief auf RTL 2 (das ist nicht mein Haussender, auch wenn mir das jetzt wahrscheinlich kein Mensch glaubt) die erste Staffel von „Extrem schwer – Mein Weg in ein neues Leben“. Die ersten Folgen hat sich DBFVA, die auch stark übergewichtig war, alleine angeschaut, bis sie irgendwann meinte, wir könnten die Sendung doch auch mal zusammen ansehen. Okay, als verständnisvoller Ehemann tat ich das eben.
Es war schon ziemlich beeindruckend, was Felix Klemme in der Sendung mit seinen Kandidaten im Endeffekt erreicht hat. Auch wenn ich als aufgeklärter Zuschauer natürlich nicht alles glaube, was ich zu sehen bekomme – wobei ich mit dem, was ich heute über Felix Klemme und Outdoorgym (ODG) weiß, davon überzeugt bin, dass man das, was in dieser Sendung gezeigt wurde, stimmt, aber dazu später mehr. An dieser Stelle fiel mir direkt wieder das Gespräch mit DatBea ein, denn der Ernährungsteil in dieser Sendung – „mit ohne Kohlenhydrate“ – kam mir doch bekannt vor. Aber ich schweife ab…
Nachdem wir also gemeinsam eine Episode angesehen hatten, eröffnete DBFVA mir, dass das Konzept ihrer Meinung nach toll klingen würde und sie sich bereits informiert und herausgefunden hätte, dass es da tatsächlich eine Zweigstelle von ODG in Düsseldorf (neben vielen anderen Städten) gäbe, mit entsprechendem Abnehmprojekt im Angebot. Daran würde sie gerne teilnehmen und wollte nun wissen, ob ich ebenfalls mitmachen würde.
Da mein Leidensdruck, wie schon erläutert, nicht so hoch war, suchte ich nach einer geeigneten Ausrede (zu diesem Abnehmprojekt gehört ein strammer Sportteil und das auch noch Outdoor – HALLO, zu dem Zeitpunkt war es Ende November!). Die Ausrede fand ich in unserem Sohn, den man ja nun nicht so lange alleine lassen könne, schlug ihr jedoch vor, dass ich in Bezug auf die Ernährungsumstellung selbstverständlich voll mitziehen würde!
Wie DBFVA später zugab, rechnete sie insgeheim damit, dass ich tagsüber im Betrieb in unserer vorzüglichen Kantine zuschlagen und mir die vermissten Kohlenhydrate schnappen würde, die es zuhause nicht mehr geben würde…
Gesagt, getan, angemeldet – DBFVA machte das Ernährungsseminar bei ODG mit und bereits am 01.12.2013 starteten wir mit unseren neuen Ernährungsform: Paleo!
Zwei Wochen später unterhielt ich mich wieder mit DatBea und eine ihrer Aussagen blieb mir dabei in Erinnerung: „Paleo ist gut, keine Frage, aber das ist mir zu kompliziert“. Das empfand ich nämlich ähnlich und begann daher, mich mit LCHF auseinanderzusetzen. Ich fand sowohl den Weg zum Forum als auch zum Flyer.
Und, mal ehrlich, ich bin ein Mann: Der Flyer ist mein Ding, einfache Ja/Nein/Vielleicht-Einteilung. DAMIT kann ich umgehen.
Auf diese Weise wechselte ich gegen Mitte/Ende Dezember zu LCHF. Die Schnittmenge zwischen Paleo und LCHF sind ja durchaus sehr groß bzw. können es zumindest sein (bevor hier wieder jemand ankommt und sagt, Paleo wäre nicht von Natur aus kohlenhydratarm…), daher war es kein großes Problem für DBFVA und mir, uns in Bezug auf das Essen zu einigen.
Eine gewisse Gereiztheit war am Anfang deutlich, vielleicht war es Zuckerentzug? Vielleicht aber auch die veränderte Lebenssituation? Keine Ahnung, wahrscheinlich beides.
Was ich stark hatte: DURST!
Was mir dagegen geholfen hat? Trinken! 🙂
Diese Phase hat rund 2 Monate angedauert.
Eine weiterer Punkt: Ich brauche weniger Schlaf als vorher. Mittlerweile stehe ich oft sehr früh auf, weil ich einfach ausgeschlafen bin. Die Zeit nutze ich für einen Morgenspaziergang, das hat ja auch was für sich, oder?
Ehrlich gesagt? Nein!
Ich war zwar von DatBea aufs Schlimmste vorbereitet worden, aber Gegenwind habe ich nie bekommen. Selbst die Ärzte, mit denen ich zu tun hatte, waren positiv eingestellt. Klar kamen ab und an dumme Sprüche, dass diese Ernährung ja nicht gesund sei, aber das war dann eher der Auftakt zu lustigen Diskussionen.
Eins vorweg: Ich bin recht bekannt in der Firma. Manche Leute sehe ich täglich, andere vielleicht einmal pro Halbjahr. Dennoch werde ich fast täglich angesprochen werde. Ein Dialog kann dann ungefähr so aussehen:
„Kann es sein, dass du abgenommen hast?“
„Ein bisschen, knapp 40 kg.“
„Wow! Wie hast du das gemacht?“
„Wenig Kohlenhydrate und viel Sport“
Und an der Stelle geht es los. Interessierten erkläre ich es gerne genauer, sowohl LC als auch HF, andere gehen direkt auf Konfrontation: „Also das Leckerste immer weglassen? Nudeln? Brot?“ Daraufhin frage ich gerne nach, was an 250 g gekochten Nudeln ohne Sauce lecker sei…
Die meisten reagieren jedoch durchweg positiv, nicht nur Kollegen, sondern auch Freunde und Familie. Ein lustiges Erlebnis hatte ich neulich beim Zahnarzt, denn die nette junge Dame, die eine Zahnreinigung bei mir machte (und dafür ist sie schon seit Jahren zuständig) meinte doch tatsächlich, ich hätte sogar an der Zunge abgenommen.
Machen wir uns nix vor: LCHF kann schon hart sein. Die Verlockungen, die uns Kohlenhydrate und Zucker liefern, sind schon nicht ohne.
Ich würde auch gerne sagen, ich vermisse nix, aber ehrlich: Das wäre gelogen. Einfach mal Nudeln oder Pizza, Burger, Eis oder was auch immer reinzuschieben, ja, dass wäre auch schon schön. ABER: Wenn ich sehe, was ich erreicht habe, beherrsche ich mich.
Und der absolute Pro-Punkt für LCHF: Ich hatte niemals Hunger-, Heißhunger- oder Fressattacken.
Nun, ich würde für mich sagen, ich bin so ziemlich am Ende der Reise. Klar, ein Kilo möchte ich der Waage noch abschwatzen, aber auch nur, weil die Aussage „40 kg abgenommen“ natürlich deutlich dramatischer klingt als 39 kg. Auch sportlich gibt es natürlich Möglichkeiten zur Steigerung, meine Zeit beim Halbmarathon war nicht wirklich rekordverdächtig. Aber im Großen und Ganzen? Bin ich angekommen!
Schwieriges Thema, darüber habe ich schon viel nachgedacht.
Stand heute: Für immer!
Die Verlockungen, wenn man doch mal „Experimente“ macht, sind zu groß. Und ob ich jemals wieder die Kurve kriegen würde, weiß ich nicht, bezweifele es aber. Und da ich mit LCHF eigentlich doch perfekt klar komme: „Never touch a running system“.
Nach einem Jahr konsequenten LCHF, hatte ich im November 2014 ein Gewicht von 85 kg erreicht. Seitdem tut sich auf der Waage gar nichts mehr. Dabei spielt es keine Rolle, wie viel oder wie wenig ich esse, auch nicht, ob ich viel oder wenig Sport mache – das Gewicht steht konstant bei 85, +/- 1 kg.
Verändert hat sich meine Ernährung seit der Zeit wenig, ich esse zwar durchaus etwas mehr Obst und gönne mir mal wieder ein Bierchen, aber das ist nach wie vor kein Vergleich zu früher.
Ich würde sagen, ich habe meinen Weg gefunden.
Im Frühjahr habe ich mich auch mal umfassend untersuchen lassen. Alle Blutwerte sind toll, mein Blutdruck ist spitze, alles super. Parallel habe ich eine Leistungsdiagnostik gemacht, und was soll ich sagen: Ich bin fit wie eine Turnschuh.
Überhaupt habe ich ja aus sportlicher Sicht im letzten Jahr einen Riesenfortschritt gemacht. Ende Mai war ich mit einigen Leuten aus meiner Sportgruppe beim Mud Master in Weeze. War das ein Spaß!
Übergewicht
Lasst uns die Erfolge feiern, wie sie fallen – ausgiebig und mit viel Glitter. Wenn dir deine Verbesserung und dein Fortschritt viel bedeutet, dann ist das immer eine Fanfare wert, die nicht laut genug sein kann. Genieß das!
Wichtig: Wenn dir manche Namen etwas merkwürdig vorkommen, dann dürfte es daran liegen, dass in den Texten die Namen verwendet wurden, die diese Menschen auch im Forum verwenden. Da kann man sich nämlich selbst ausdenken, wie man heißen möchte. Da sie gleichzeitig zumindest etwas Privatsphäre behalten möchten, bot sich die Verwendung dieses Kunstnamens für die Erfolgsgeschichten an.
Ich bin jedenfalls mittendrin und voll dabei und darum feier ich diese Erfolge mit LCHF mit größter Begeisterung. Lies dich da mal ein, das ist wirklich atemberaubend: