Die Buchbesprechung zu Das Keto-Prinzip: Ketogen ernähren mit Kokosöl und Fett – Starke Schilddrüse – Gesunder Stoffwechsel – Dauerhafte Gewichtsabnahme des Autors Bruce Fife ist in vier Teile gegliedert, ein Teil befasst sich mit dem Inhalt an sich, in einem weiteren Teil beschreibe ich das Ernährungsprogramm und bewerte seine Darstellung aus meiner persönlichen Perspektive, danach werfe ich einen Blick auf den äußeren Aufbau des Buches und schließe mit einem persönlichen Fazit ab.
Vorneweg, das Buch bietet für eingefleischte LCHFler und Ketarier genauso viel nützlichen und neuen Inhalt wie für absolute Einsteiger. Über den Schreibstil und die Aufmachung kann man sich streiten, aber unterm Strich lohnt es sich für alle Interessierten einen näheren Blick auf und in dieses Buch zu werfen.
Bruce Fyfe startet mit einer Hinführung, warum sich traditionelle Diätformen eigentlich nicht eignen, um tatsächlich gesünder und schlanker zu werden. Gefolgt von Kapiteln, in denen die wichtigsten Fakten und Grundlagen rund um die Themen Fett, Cholesterin, Kohlenhydrate und Kalorien besprochen werden. Zumindest Anfängern wird hier auch manche Sorge genommen und den Fortgeschrittenen passende Nachweise geliefert.
Ans Eingemachte geht es im Keto-Prinzip dann aber so richtig erst ab Kapitel 8. Neben einer Erklärung, was denn nun diese Ketose ist, wie sie entsteht und welche Rolle sie in der Energieversorgung der Organe spielt, wird auch aufgezeigt, warum Ernährungsformen, die eher eiweißfokussiert sind, zu Problemen führen können bzw. eine Abnahme kaum zulassen, wenn man ausreichend mit Nährstoffen versorgt sein möchte.
Doch der eigentliche Schlüssel zur Abnahme ist der Hunger! Auf den hat vor allem Kokosöl, aber eben auch die Ketose an sich, positiven Einfluss, denn beide reduzieren das Hungergefühl, was wiederum zu einer reduzierten Nahrungsaufnahme führen kann und kurz gesagt somit eine gesunde Abnahme ermöglicht.
Wer wie ich mit einer Schilddrüsenunterfunktion gesegnet ist, der wird das Buch vielleicht auch wegen seines Untertitels in den Händen halten. Dieses Thema wird dann in Kapitel 9-13 ausführlich aufgerollt. Besonders interessant sind hier die Ausführungen über die Rolle der verschiedenen Mineralien und Vitamine für den Hormonhaushalt und damit verbunden deren Wichtigkeit für eine allgemeine Gesundheit.
Es werden allerdings vor allem ernährungsbedingte, also über die Jahre angeeignete Schilddrüsenfehlfunktionen besprochen. Manche Patientin oder mancher Patient mit Hashimoto oder einer anderen permanenten Schilddrüsenfehlfunktion, vermisst vielleicht mehr Ratschläge und Hilfestellungen für die eigene Situation, aber es handelt sich ja schlicht um einen Buch, das sich an gesundheitsorientiere Leser im Allgemeinen richtet und hierfür doch einen guten Einblick für alle ermöglicht. Besonders interessant ist darum in diesem Kapitel, welche möglichen Gründe der Autor für das geradezu epidemische Ausmaß von Schilddrüsenproblemen heutzutage aufführt.
In den folgenden Kapiteln zeigt der Autor auf, wie mit Hilfe einfacher Mittel, wie vermehrtem Verzehr von Kokosöl und Wasser, der Stoffwechsel wieder angekurbelt werden kann, dadurch die körpereigenen Funktionen verbessert und damit auch eine Abnahme unterstützt wird. Es wird schnell klar, dass es keine Generalempfehlung für den täglichen Wasserkonsum gibt und auch nicht Kokosöl im Unverstand einfach zusätzlich gegessen werden soll. Vielmehr wird der Leser/ die Leserin angeregt, bewusst und für das eigene Wohlgefühl mehr zu trinken, ohne Zwang. Und wie schon in den vorangegangenen Kapitel wiederholt aufgezeigt, sollen schlechte oder minderwertige Fette in der Ernährung durch Kokosöl ersetzt werden.
Bevor es dann endlich zum eigentlichen Ernährungskonzept geht, wird ganz im amerikanischen Sinne nochmal zusammengefasst, was bisher bereits im Laufe des Buches erarbeitet wurde, und entsprechend mit praktischen Handlungsvorschlägen unterfüttert. Besonders hilfreich für die spätere Umsetzung sind in diesem Abschnitt die Lebensmittellisten, sowohl zu Fetten, als auch zu Gemüse und Obst. Wer einen Mangel an Vitaminen oder Mineralien bei sich feststellen lassen konnte (durch einen Arzt/ ein Labor!), findet sogar eine Tabelle mit den offiziellen Empfehlungen für deren Ergänzung, erweitert um die persönlichen Empfehlungen des Autors.
Ich möchte hier nur einen gerafften Überblick über das Programm geben und keine Kompaktanleitung zur Umsetzung.
Dreh- und Angelpunkt des Programms ist die Empfehlung: „bei jeder Mahlzeit mindestens 3 Esslöffel (also etwa 45ml) Öl zusätzlich zu sich zu nehmen. […] Bei diesen 3 Esslöffeln muss es sich nicht unbedingt immer um Kokosöl handeln, […] Kokosöl sollte jedoch bevorzugt werden“ (S. 334). Ich hebe diesen Punkt deshalb hervor, weil er leicht missverstanden bzw. schlicht überlesen werden kann.
Die zweite große Stolperfalle sehe ich darin, dass die Empfehlungen leicht so interpretiert werden können, dass die täglich verzehrte Kalorienanzahl beliebig sei. Auch wenn bereits im Kapitel über Kalorien aufgezeigt wurde, wie unterschiedlich die Kalorien der verschiedenen Nährstoffgruppen im Körper verarbeitet werden, sind sie dennoch nicht völlig außer Acht zu lassen und eine geeignete (oder zumindest die einzige zur Verfügung stehende) Messgröße für einen Richtwert einer generellen Empfehlung zur täglich zu verzehrenden Nahrungsmenge.
Um sich selbst richtig einzuschätzen, stellt der Autor Tabellen für ein optimales Körpergewicht (Zielgewicht), Kalorienbedarf, Blutdruck und andere Blutwerte bereit.
Schon im Kapitel über Ketose wird deutlich, dass Ausnahmen definitiv tabu sind, denn die Süß- bzw. Zuckersucht lässt sich nur durch Konsequenz überwinden. Dennoch soll die Umstellung ja fürs Leben sein, entsprechend gliedert sich das Programm in 3 Phasen, eine kohlenhydratarme Einleitungsphase, eine ketogene Gewichtsreduktionsphase und eine kohlenhydratarme Erhaltungsphase.
In der ersten und dritten Phase geht es etwas gemäßigter zu und zumindest in der dritten Phase kann im Zweifelsfall auch eine Ausnahme gemacht werden, wohingegen man während der ketogenen Phase zur Gewichtsreduktion einem strikteren Protokoll folgen soll. Es soll unbedingt ausreichend viel Fett zu jeder Mahlzeit (auch Snacks) verzehrt werden, allerdings nicht zu viel, aber genug Eiweiß. Und hier war für mich persönlich ein besonderer AHA-Moment, denn bisher bin ich davon ausgegangen, dass der Rahmen für die Eiweißzufuhr relativ breit ist und auch vergleichsweise locker genommen werden kann, solange nicht zu wenig Eiweiß verzehrt wird. Jedoch zeigt das Buch an mehreren Stellen klar auf, dass ein großer Teil der verzehrten Eiweiße, ungeachtet der verzehrten Kohlenhydrate und Fette, zu Kohlenhydraten verstoffwechselt wird. Entsprechend ist es von entscheidender Wichtigkeit, genau Protokoll zu führen und neben den Kohlenhydraten auch die Eiweiße genau im Auge zu behalten.
Das Keto-Prinzip hat 403 Seiten und ist in 17 Kapitel aufgeteilt. Es ist beim VAK-Verlag erschienen, auf dessen Webseite kann in einer Leseprobe die Kapitelübersicht sowie das erste Kapitel eingesehen werden. Im Anhang befinden sich sowohl eine Nährwerttabelle, also auch ein Stichwortverzeichnis und ein ausführliches Quellenverzeichnis zu jedem Kapitel.
In quasi jedem Kapitel werden mal kürzere, mal längere Erfahrungsberichte aus dem Berufsalltag des Autors in grauen Kästen aufgeführt, diese untermalen einerseits die Wirkung des vorgestellten Prinzips und sollen wohl auch maßgeblich zur Motivation des Lesers beitragen.
In einigen Kapiteln sind am Ende in umrahmten Kästen entweder ein Fazit oder die wichtigsten vorgestellten Punkte zusammengefasst, sodass auch nach Beenden der Lektüre schnell auf diese Informationen zurückgegriffen werden kann. Auch innerhalb der Kapitel werden gelegentlich wichtige Informationen in eingerahmten Kästen hervorgehoben.
Des weiteren werden tiefer gehende Informationen zu Studien in etwas kleinerer Schriftgröße beschrieben.
Der Text an sich ist in Ich-Form verfasst, was bei amerikanischen Autoren üblich ist und dem Buch einen persönlichen Touch verleiht. Die persönliche Ansprache des Lesers kann sicherlich auch die Bindung zum Inhalt erhöhen und somit die Motivation hoch halten.
Diverse Mengenangaben sind leider nur in amerikanischen Messeinheiten (Cups) aufgeführt und müssen umgerechnet werden, hier hätte der Verlag wirklich bessere Arbeit leisten können. Insbesondere, da an vielen anderen Stellen entsprechende Anpassungen oder Anmerkungen für den deutschsprachigen Raum bzw. Europa gemacht wurden.
Bei der Kapitelaufteilung wäre eine Grobgliederung in wenige große Kapitel und entsprechende Unterkapitel wünschenswert gewesen. Auch wäre eine Übersicht über die genutzten Hervorhebungen und deren Bedeutung zu Beginn hilfreich.
Die Erfahrungsberichte und ausführlichen Studienbeschreibungen sind nützlich, um die Motivation zu steigern und die für manchen Leser drastischen Empfehlungen nachvollziehbar zu machen.
Obwohl reichlich Quellenangaben gemacht werden, tauchen an mehreren Stellen entscheidende Informationen ohne Referenz und Erklärung auf (hierbei muss gesagt sein, dass das Buch ungewöhnlich viele Quellenangaben beinhaltet und es wohl eher darum auffällt, dass an manchen Stellen eine Angabe ebenfalls noch wünschenswert gewesen wäre).
Zwar sind am Ende des Buches einige Rezeptideen zur Unterstützung der Umstellung zu finden, jedoch nur ein einziges Beispiel für einen typischen Tag (S. 324). Eigentlich bin ich kein Freund von Tagesplänen, allerdings hätte hier eine vielseitige und geschickte Auswahl die Variationsmöglichkeiten aufzeigen können und manche Unklarheit in Bezug auf den Kokosölkonsum vermeiden können.
Sowohl die Lebensmittellisten als auch die Auflistung verschiedener Zusatzstoffe (E-Nummern) finde ich sehr hilfreich. Ebenso die ausführliche Besprechung der verschiedenen Süßstoffarten, inkl. Erythrit und Xylit.
Durch das gesamte Buch zieht sich, dass es bei den vorgestellten Informationen vor allem darum geht, Gesundheit zu schaffen bzw. zu erhalten. Eine Abnahme ist für viele Menschen der wichtigste Effekt beim Gesunden, jedoch eigentlich nur die logische Konsequenz des Gesundwerdens. Entsprechend wird hier keine Schnell-Schnell-Bikinifigur-Diät vorgestellt, sondern weiterreichend auf die modernen Erkenntnisse zu Ernährung und Gesundheit eingegangen. Und schließlich eine permanente Ernährungsumstellung empfohlen.
Auch wenn man durch das Kürzen des ein oder anderen Erfahrungsberichts oder mancher Anekdote die Seitenzahl etwas hätte reduzieren können, hat der Umfang des Buches gute Gründe. Wissen ist Macht und um eine Problemsituation in den Griff zu bekommen, benötigt man neben dem nötigen Werkzeug auch das nötige Sachverständnis. Genau hier bietet das Buch von Bruce Fife seinen Mehrwert.
Trotz aller Kritikpunkte, wie Druckfehler (ich hoffe in der nächsten Auflage werden einige korrigiert), gelegentliche Wiederholung von Anekdoten, für meinen Geschmack zu viele Erfahrungsberichte und gelegentlich fehlende Quellenangaben, handelt es sich um ein lesenswertes Grundlagenbuch für alle, die sich für die ketogene Ernährung im Zusammenspiel mit dem Hormonhaushalt und das Abnehmen durch diese Methode interessieren.
Durch Lesen können wir unsere Kenntnisse erweitern, unsere Fantasie beflügeln, unsere Gedanken und Ideen weiterentwickeln sowie vor allem unser Wissen und Verständnis in unterschiedlichsten Bereichen vertiefen.
Gerade bei Themen, die wie LCHF (noch) von der Norm abweichen, spielt geeignete Literatur eine große Rolle – anders wird es kaum gelingen, sich eine unabhängige Meinung zu bilden. Darum: Lies!