Damals befand mich in der Vorbereitung auf mein Examen und lernte sehr viel. Nebenher jobbte ich mehrmals wöchentlich, um mir das eine oder andere Extra zu gönnen, und kümmerte mich täglich mehrere Stunden um mein Pflegepferd.
Was dabei zu kurz kam war das Essen. Meine notwendige „Nahrungsaufnahme“ bestand aus essbaren Kleinigkeiten zwischen diversen Terminen. Mein Speise- oder eher Snackplan bestand oft aus nicht mehr als einem Light-Joghurt, einem Apfel, einem kleinen Salat und etwas Vollkornbrot mit magerer Putenbrust. Selbstverständlich der Figur und Gesundheit zuliebe alles fettarm, so wie man es durch die Medien nachhaltig beigebracht bekommen hat.
Nachdem ich mein Examen bestanden hatte und in den Beruf einstieg, änderte sich mein Essverhalten. Wie jeder hochmotivierte Berufseinsteiger hatte ich zwar noch immer wenig Zeit, allerdings mehr Geld als im Studium, um oft und bequem auswärts zu essen. Morgens auf dem Weg in das Büro kaufte ich mir ein belegtes Brötchen beim Bäcker, mittags ging ich in die vitaminlose Kantine, nachmittags aß ich zwischen den Akten zur „Nervenstärkung“ ein Stückchen Kuchen. Abends nach der Arbeit kam ich irgendwann fast automatisch am Döner-Spieß oder Nudelbuffet vorbei.
Und plötzlich nahm ich zu! In einem rasanten Tempo! Ich, die immer nur 55 kg gewogen hat, sah nun eine 60+ auf der Anzeige der Waage!
Was war passiert?
Die Antwort weiß ich heute: Der Hungerstoffwechsel einschließlich Jojo-Effekt hatte mich fest im Griff.
In den tückischen Hungerstoffwechsel gerät man, wenn man über längere Zeit pro Mahlzeit zu wenig isst. Zur Beruhigung: Wer gesund und langsam mit einem moderaten kcal-Defizit abnimmt, ist davon allerdings nicht betroffen. Gefährlich wird es dann, wenn das Defizit zu weit unter dem Gesamtumsatz liegt. Zu der Frage, wie groß das Defizit sein muss, um in den Hungerstoffwechsel zu geraten, habe ich unterschiedliche Aussagen gefunden. Häufig habe ich gelesen, dass ein Defizit über 500 kcal die bedeutende Schwelle zum Hungerstoffwechsel ist: Viel Sport ist ebenfalls zu berücksichtigen, da durch die Bewegung der Gesamtumsatz steigt.
Die Folge des Hungerstoffwechsels ist, dass der Körper zum eigenen Schutz in eine Art Notfallprogramm umschaltet. Er beginnt Muskelmasse abzubauen, senkt zum Energiesparen die Körpertemperatur und reduziert die Stoffwechselvorgänge. Der Energieverbrauch wird dabei so sehr abgesenkt, dass sich in schweren Fällen der Grundumsatz sogar halbieren kann.
Wenn man nun plötzlich – wie ich nach dem Beginn meines Berufslebens oder andere nach dem Ende einer strikten Diät – wieder eine erhöhte Energiemenge isst, bunkert der vom Hungerstoffwechsel traumatisierte Körper fleißig die aufgenommenen Kalorien als Fettreserven für die nächste, zu befürchtende Hungersnot. Was das bedeutet, lässt sich erahnen: Eine schnelle und heftige Zunahme…
Nachdem ich relativ schnell meine persönliche Schallgrenze an neu eingebunkterten Hungersnot-Fett überschritten hatte, ergriff ich drastische Maßnahmen, um endlich wieder in meine Hosen zu passen – und rutschte erneut in den Hungerstoffwechsel.
Ich reduzierte meine Mahlzeiten im Wesentlichen auf Magerquark, Magerjoghurt, sehr viel Obst, etwas Rohkost, Gemüsesuppen und Geflügelbrust. Mein Mittagessen bestand oft nur aus einer Portion Wassermelone. Und das ohnehin sehr fettarme Hähnchen zum abendlichen, dressingfreien Salat wurde natürlich in Mineralwasser gebraten…
Trotz meines disziplinierten Speiseplans wollten die aufmüpfigen Kilos jedoch nicht weichen. Ich erklärte dem Hungersnot-Fett nun endgültig den Krieg, meldete mich im Fitnessstudio an und begann akribisch Kalorien zu zählen. Dabei stellte ich fest, dass ich nur abnahm, wenn ich weit unter 1200 kcal aß.
Als ich mein Ursprungsgewicht mit viel Hungern und noch mehr Sport endlich wieder erreicht hatte, pendelte ich mich auf einem freudlosen 1.200 kcal-Tag ein, um mein Gewicht zu halten. Ich testete zum Leidwesen meines Umfelds eine extreme Ernährungsform nach der anderen aus, in der Hoffnung, irgendwann nicht mehr dauerhaft hungrig und erschöpft zu sein. Mein Bücherregal brach irgendwann unter der Last der verschiedensten Kochbücher, von Low-Fat über Vegan bis zur Blutgruppendiät fast zusammen und ich hungerte weiter.
Ich errechnete dafür zunächst meinen durchschnittlichen Gesamtumsatz für Sporttage und sportfreie Tage sowie meinen – gesunden – Abnahmeumsatz. Dann begann ich im Wechsel, orientiert an den errechneten Werten, zu essen. Reines LCHF natürlich.
Ich aß drei Tage am Stück nur meinen errechneten Abnahmeumsatz und nach diesen mageren Tagen anschließend einen Tag mindestens meinen Gesamtumsatz.
Das „viele“ Essen fiel mir nicht schwer, ich war glücklich, endlich mal satt und ohne Heißhungerattacken zu sein. Manchmal ließ ich es an meinem „fetten Tag“ sogar richtig krachen und verputzte fast 3000 kcal. Natürlich gab es dabei mehrfach Momente, in denen ich abends im Bett lag, ein schlechtes Gewissen und die Sorge vor einer erneuten Zunahme hatte. Aber ich wollte „mein altes Leben“ nicht mehr leben! Die Aussicht, die nächsten 50 Jahre zu hungern und immer nur im dressingfreien Salat rumzustochern, war zu abschreckend. Deshalb aß ich tapfer weiter und nahm auch eine vorrübergehende Zunahme von 2 Kilo zähneknirschend in Kauf.
Nach einigen Wochen reduzierte ich die mageren Tage auf zwei und behielt diesen 2:1-Rhythmus über mehrere Monate bei, bis ich merkte, dass ich mein Gewicht halten konnte.
Mittlerweile bin ich soweit, dass ich nur noch einmal pro Woche einen mageren Tag einlege und mich ansonsten nahezu angepasst an meinem tatsächlichen Bedarf – oder auch mal darüber – ernähre. In Zahlen ausgedrückt bin ich mittlerweile von unter 1.200 kcal auf durchschnittlich 1.800 – 1.900 kcal hochgeklettert, ohne dabei an Gewicht zuzulegen.
Es war ein langer und anstrengender Weg aus dem Hungerstoffwechsel und ich bin weiterhin motiviert dabei, meine Kalorien nach und nach noch weiter aufzustocken.
Da ich mittlerweile wieder regelmäßig Sport treibe, hat sich mein Gesamtumsatz erhöht, was ich nun versuche anzugleichen.
Das neue Ess- und Lebensgefühl, sowie die Zufriedenheit, die ich – dank LCHF – für mich entdeckt habe, waren jeden einzelnen Schritt auf diesem oftmals anstrengenden Weg wert!
Übergewicht, Esssucht, Zuckersucht
Lasst uns die Erfolge feiern, wie sie fallen – ausgiebig und mit viel Glitter. Wenn dir deine Verbesserung und dein Fortschritt viel bedeutet, dann ist das immer eine Fanfare wert, die nicht laut genug sein kann. Genieß das!
Wichtig: Wenn dir manche Namen etwas merkwürdig vorkommen, dann dürfte es daran liegen, dass in den Texten die Namen verwendet wurden, die diese Menschen auch im Forum verwenden. Da kann man sich nämlich selbst ausdenken, wie man heißen möchte. Da sie gleichzeitig zumindest etwas Privatsphäre behalten möchten, bot sich die Verwendung dieses Kunstnamens für die Erfolgsgeschichten an.
Ich bin jedenfalls mittendrin und voll dabei und darum feier ich diese Erfolge mit LCHF mit größter Begeisterung. Lies dich da mal ein, das ist wirklich atemberaubend: