Ich habe gerade eine Gänsehaut. Seit ich denken kann bzw. abspecken will, liebe ich Erfolgsgeschichten übers Abnehmen und habe natürlich vor allem die LCHF-Erfolge mit großer Begeisterung gelesen. Jetzt darf ich selber eine LCHF Erfolgsgeschichte verfassen. Ich kann es gar nicht glauben.
Ein ganzes Jahr LCHF liegt jetzt schon hinter mir. Es ist zwar nur ein Teil des Weges geschafft, aber bei Filmen sind Mehrteiler ja auch schwer angesagt. Mal schauen, ob meine Geschichte nur noch eine Fortsetzung erhält oder eine Trilogie wird.
Aus Erzählungen und von Fotos weiß ich, dass ich kein dickes Kind war. Ganz im Gegenteil. Ich fand Essen anscheinend ziemlich blöd. Meine Mutter hatte zwischenzeitlich Angst, dass ich verhungere. Ständig waren meine Mandeln entzündet und das Schlucken tat mir wohl so weh, dass ich dann lieber gar nichts gegessen habe.
Ich war ungefähr fünf Jahre alt, als ich die Mandeln rausbekam. Es gibt noch ein Foto von mir im Krankenhaus. Ein süßes, schlankes, glückliches Mädchen.
Ohne Mandeln konnte ich dann wohl endlich ohne Schmerzen essen und habe es auch getan – und direkt sehr viel zugenommen. Dabei kamen bei uns Zuhause nur „gesunde“ Lebensmittel wie viel Vollkornbrot, Margarine, Light-Aufschnitt, Reis, Kartoffeln, Obst, Säfte, Milch usw. auf den Tisch. Im Nachhinein muss ich mich über meine Zunahme nicht wundern. Aber die DGE hat an ihren Empfehlungen ja bis heute nicht viel geändert.
Einen Kopf größer und sehr viel schwerer als alle anderen Kinder wurde ich eingeschult. Aufgrund meiner Größe und meines Gewichts wurde ich immer als „stabil“ betrachtet. Nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich wurde ich als die Starke gesehen. Die kleinen dürren Mädels in meinem Umfeld wurden stets bevorzugt und von mir erwartete man die Vernünftige zu sein. Weil ich ja schon „groß“ war. Der Niedlichkeitsfaktor fehlte halt.
Mit zwölf Jahren wurde der Leidensdruck immer schlimmer für mich. Aus einem alten Tagebuch weiß ich, dass ich zu dem Zeitpunkt 89 kg wog.
Ich beschloss meine 1. Diät zu machen. Die erste von sehr, sehr vielen Diäten. Von Weight Watchers, Kartoffel-Quark-Diät, Sauerkraut-Apfel-Reis-Diät, Formula Diäten, Akupunktur, Hypnose CDs, Diätpillen, Monodiäten, Kohlsuppe, LowFat30, FdH, Dinner Cancelling, Schlank im Schlaf, Atkins, I make you sexy, Sonja Bakker, Lichtnahrung und Ernährungsplan vom Heilpraktiker war alles dabei.
Mit Anfang 20 habe ich es geschafft mich in Größe 38 hinein zu hungern. Der Erfolg wurde ein wenig getrübt durch einen Ohnmachtsanfall nach zwei Wochen Shakes nur mit Wasser. Ich versuchte trotzdem weiter durchzuhalten und mein persönliches Traumgewicht von 65 kg bei 176 cm Körpergröße zu erreichen. Irgendwann konnte ich aber nicht mehr hungern und mir alles verbieten.
Es kam wie es kommen musste: Das Jojo schlug erbarmungslos zu. 2004 überschritt ich die schreckliche 100 kg Marke. In den letzten Jahren schwankte mein Gewicht in einem Bereich von 105-128 kg. Ich bin sicher, ich habe die 128 kg sogar überschritten, aber mich zu der Zeit nicht gewogen.
Im Juni 2012 lernte ich meinen jetzigen Ehemann kennen. Ungefähr 1,5 Jahre nach meiner letzten Beziehung hatte ich wieder ein paar Kilo abgenommen und wog ungefähr 110 kg. Ab dem 1. Treffen gab er mir das Gefühl, die schönste Frau der Welt zu sein. Er hat nie einen Zweifel daran gelassen, dass er mich wirklich so liebt, wie ich bin – er wurde und ist eine ganz persönliche Erfolgsgeschichte meines Lebens.
Da wir beide aber trotzdem einige Kilos abspecken wollten, haben wir ein paar Diätversuche zusammen gestartet, sind aber schnell wieder eingeknickt.
Ich hasste meinen Körper, meine Schwäche, keine Diät durchzuhalten, und hatte mich damit abgefunden, nie wieder schlank zu sein. Spiegel und Fotos vermied ich so gut es ging – erwischte mich trotzdem mal jemand und ich bekam das Foto zufällig zu sehen, war das große Heulen vorprogrammiert. Was aber nichts daran änderte, dass ich keinen Ausweg sah.
2016 haben wir geheiratet. Ich habe optisch versucht, das Beste aus mir zu machen, aber unsere Hochzeitsfotos hätte ich am liebsten alle gelöscht – selbst mit dem tollsten Filter sah ich noch aus wie aufgeblasen. Aber ich wollte trotz des sehr traurigen körperlichen Zustands eine Erinnerung an diesen wunderschönen Tag haben. Das ist der einzige Grund, warum ich ein „Vorher-Foto“ besitze.
Vor einem Jahr ging es meinem Mann dann gesundheitlich sehr schlecht. Nach einer Knie-OP konnte er keine fünf Schritte mehr ohne Krücken gehen. Das hohe Gewicht war dabei natürlich nicht förderlich. Ich selber hatte mich auch wieder auf knapp 125 kg hoch gefuttert. Es musste etwas passieren. Aber was? Die Lösung Magenband/Magenverkleinerung war das Einzige, was uns noch einfiel. Aber ein Leben lang nur noch ein paar Häppchen essen können, damit einem nicht schlecht wird? Kann eine Abnahme diese fehlende Lebensqualität ausgleichen?
Die Ärztin meines Mannes gab ihm den Tipp sich einmal mit der Lowcarb Ernährung zu beschäftigen. Ich war davon erst nicht so sehr begeistert, da das in meiner Welt hieß: Nur noch viel Fleisch mit Salat oder Gemüse. Wie laaaangweilig. Was habe ich mich getäuscht!
Mein Mann bestellte zwei Bücher mit Low Carb-Rezepten und schon da war ich positiv überrascht. Das hörte sich ja alles richtig lecker an! Ein paar Tage danach stieß ich im Internet auf das Buch „Entpuppt“ von der wunderbaren Annika, informierte mich über LCHF und war überzeugt. Wenn es so nicht klappen würde, dann nie.
Wir räumten konsequent unsere Küche aus, verschenkten oder entsorgten alle nicht geeigneten Lebensmittel und stellten unsere Ernährung komplett um. Am 28.11.2016 war der erste Tag unseres neuen Lebens.
Anfang Dezember meldete ich mich im LCHF-Forum an und habe dort so viele liebe Menschen – sowohl real als auch virtuell – kennengelernt, die mir eine große Stütze auf meinem Weg bisher waren und bei denen ich mich hier von Herzen bedanken möchte.
Natürlich war es eine riesige Umstellung für uns. Nudeln, Reis, Brot, Pizza oder Kartoffeln standen bis dahin täglich auf dem Speiseplan. All das fehlte uns aber nach erstaunlich kurzer Zeit gar nicht mehr. Seit Low Carb High Fat achte ich viel mehr auf Qualität und habe tatsächlich Freude am Kochen und Backen gefunden, mache meinem Mann seinen Chef-Posten in der Küche ein wenig streitig. Ohne Fix-Tütchen wäre bei mir früher nichts gegangen. Aber das zauberhafte Glutamat ist längst verbannt.
Jedem, der mir sagt „Das könnte ich nicht!“, muss ich sagen „Doch!“.
Denn wenn ich es geschafft habe, meine Ernährung umzustellen, kann es jeder. Man muss nur einmal anfangen. Sobald sich die ersten positiven Veränderungen einstellen, will man sich gar nicht mehr anders ernähren. Mein persönliches Highlight: Nie wieder Light-Käse (dessen Erfinder man wegen Körperverletzung anzeigen müsste)!
Salat und Gemüse waren für mich früher wie eine Dschungelcamp-Challenge. Geschmacklich ähnlich reizvoll wie Mehlwürmer und Kakerlaken. Aber es ist doch ein Traum, wenn man Gemüse mit guter Butter oder Sauce Hollandaise veredelt und mit fettem Käse überbackt, oder wenn man ein tolles Mayo-Dressing für den Salat selber macht. SO schmeckt dann auch das „Grünzeug“ und man hat nicht eine Sekunde das Gefühl auf etwas zu verzichten.
Daher finde ich auch die mitleidigen Blicke der Mitmenschen sehr lustig, wenn sie fragen „Und? Machst Du immer noch Diät?“. Den Leuten zu erklären „Nein, das ist ein Lifestyle und keine Diät“ habe ich aufgegeben. Ich übersetze für mich das Wort „Diät“ jetzt so, wie es ursprünglich gemeint war: Mit Ernährungs- und Lebensweise und nicht mit Hungerkur. Daher ein klares JA auf diese nervige Frage.
Jeden Tag wird mir bewusst, welchen Mist ich früher gegessen habe. Zumal ich mich danach weder glücklich, noch satt, noch zufrieden gefühlt habe. Es gab nur die Zustände „ich habe Hunger“ oder „mir ist schlecht“. Angenehm satt? Kannte ich bis dahin nicht. Jetzt kann ich ohne Probleme aufhören, wenn ich keinen Hunger mehr habe, und fühle mich nach dem Essen nicht mehr vollgefressen und todmüde.
Ich habe einige Zeit gebraucht, um alle KH-Fallen aufzudecken, in die man täglich tappen kann. Aber umso stolzer war ich dann, wenn meine Ernährungs-App am Ende des Tages einen Wert von ca. 20 g Kohlenhydrate präsentierte. Man muss zwar nicht tracken, aber mir hat das sehr geholfen, ein Gefühl für die richtigen Lebensmittel zu bekommen.
Mein 1. großes Ziel, das für mich echt DER Meilenstein war, habe ich nach sieben Monaten erreicht. UHU! Endlich unter 100 kg. Darüber freue ich mich heute noch jeden Tag, weil ich nie gedacht hätte, dass ich das noch einmal schaffen werde. Nach 13 Jahren endlich wieder 2-stellig.
Ich bin meine ganz eigene Erfolgsgeschichte.
… für mein neues Körper- und Lebensgefühl, für meinen wunderbaren Ehemann, dessen Liebe und Unterstützung mir jeden Tag neue Kraft gibt, für meinen Körper, der mich durch so viele schwere Zeiten getragen hat ohne krank zu werden, und für ein neues Bewusstsein was Gesundheit, Lebensmittel und Genuss betrifft.
Das Einzige was bei mir nicht eingesetzt hat, ist der Drang nach Sport. Ich bin nach wie vor ein Sportmuffel und kriege schon schlechte Laune, wenn ich nur an Sport denke. Aber wer weiß, vielleicht ändert sich das ja noch in „Teil 2“.
Natürlich jammere ich auch viel, weil es mir nicht schnell genug mit der Abnahme geht, weil ich schon wiiieder ein Plateau habe, weil ich in die nächst kleinere Hosengroße noch nicht reinpasse, weil diese hartnäckige Speckrolle am Bauch einfach nicht verschwinden will – aber im Endeffekt ist es doch egal wie lange es dauert bis ich mein Zielgewicht erreiche. Mit dieser Ernährung schaffe ich es auf jeden Fall.
20 Kilo sollen mindestens noch weg. Aber ich peile jetzt keine genaue Zahl auf der Waage an, sondern möchte mich einfach wohl fühlen in meiner Haut.
In diesem Sinne – abwarten und Käse knabbern.
Annika sagt: Im Zuge der Neugestaltung der neuen Webseite bat ich Silke um neue Fotos. Wie sieht sie heute aus? Ich finde, sie sieht irrsinnig gut aus. Wenn das hier nicht DIE Erfolgsgeschichte ist, dann weiß ich es echt nicht.
Ich glaub, ich bitte sie mal um das Update, das sie in ihrer Einleitung oben gar nicht ausgeschlossen hat. Das wäre schön zu lesen.
Übergewicht, LCHF im Doppelpack
Lasst uns die Erfolge feiern, wie sie fallen – ausgiebig und mit viel Glitter. Wenn dir deine Verbesserung und dein Fortschritt viel bedeutet, dann ist das immer eine Fanfare wert, die nicht laut genug sein kann. Genieß das!
Wichtig: Wenn dir manche Namen etwas merkwürdig vorkommen, dann dürfte es daran liegen, dass in den Texten die Namen verwendet wurden, die diese Menschen auch im Forum verwenden. Da kann man sich nämlich selbst ausdenken, wie man heißen möchte. Da sie gleichzeitig zumindest etwas Privatsphäre behalten möchten, bot sich die Verwendung dieses Kunstnamens für die Erfolgsgeschichten an.
Ich bin jedenfalls mittendrin und voll dabei und darum feier ich diese Erfolge mit LCHF mit größter Begeisterung. Lies dich da mal ein, das ist wirklich atemberaubend: