Gia sas liebe LCHF-ler, vor einigen Monaten habe ich euch hier im LCHF – Forum genauso begrüßt und wurde liebevoll von euch aufgenommen. Inzwischen nicht nur ich, sondern auch mein Olivenöl, dafür möchte ich mich bedanken. Nun bin ich Teil der großen LCHF-Familie und möchte auch meinen Beitrag dazu leisten, indem ich euch etwas über Olivenöl erzähle. Wo fange ich den am besten an? Wohl am besten am Anfang – und am Anfang steht der Olivenbaum!
Ich werde Euch keine komplexen Details über die chemische Zusammensetzung von Olivenöl erzählen, da ich weder Chemikerin, noch Ernährungswissenschaftlerin bin. Ernährung ist meiner Meinung nach ein sehr persönliches und individuelles Thema. Jeder soll für sich selbst entscheiden, was ihm bekommt und was nicht, denn es gibt niemanden der uns und unsere Bedürfnisse besser kennt als wir uns selbst.
Ich bin in dieses Geschäft aus Liebe und Leidenschaft hineingewachsen, weil es mir logisch erschien, den Menschen ein reines, natürliches Produkt, das die Natur uns unverfälscht so schenkt, auch genauso anzubieten. Aus dem gleichen Grund, weshalb mir ein frisch gepresster Orangensaft logischer erscheint, als ein Konzentrat aus irgendeiner Packung.
Der Olivenbaum und der Saft seiner Früchte waren nicht von Anfang an fester Bestandteil meines Lebens, da ich in Deutschland geboren wurde und hier auch aufwuchs. Meine Erinnerungen daran beschränken sich an unsere Sommerurlaube als Kind in Griechenland: An den kühlen Schatten der knorrigen Olivenbäume. An das dicke Seil, das an ihm hing und an der Opa ein Holzbrett befestigt hatte, das uns als Schaukel diente … Den Bauernsalat mit frischen Gurken und Tomaten aus dem eigenen Garten, selbstgemachtem Fetakäse, Olivenöl, Olivenöl, Olivenöl fast bis zum Rand der Salatschüssel und dem frisch gebackenen Brot meiner Oma, das wir in den Salat tunken durften …
Es sind Bilder, die sich fest in meiner Erinnerung verankert haben und Gefühle lebendig werden lassen, wann immer ich sie in mir wachrufe. Deshalb kann ich Olivenöl nicht ohne Emotion betrachten; nicht als reinen Rohstoff mit einer chemisch interessanten Zusammensetzung. Olivenöl ist ein Lebensgefühl, keinesfalls nur ein Speisefett, das ich in meine Pfanne oder über meinen Salat gieße.
Olivenöl ist, wenn morgens Herr Giannis seinen alten Traktor anschmeißt und auf dem Weg in seine Haine das schlafende Dorf noch vor dem ersten Hahnenschrei aus allen Träumen reißt … Duftschwaden knisternden Feuerholzes im Kaminofen in der Luft, das Leben, das in das Dorf in den sonst stillen Wintern einzieht.
Die Zeit der Ernte ist uns Griechen auf dem Lande ein großes Fest. Die Familienmitglieder kommen aus nah und fern zur Ernte zusammen und arbeiten zusammen wie eine Faust. Frauen und Männer, jung und alt singen, necken sich und erzählen sich Witze während sie die Oliven ernten. Das Geräusch der Säge das unsäglich nerven kann. Das Kolatzsio (Mahlzeit), für das schon früh am Morgen Frau Eftichia den Holzofen angeschürt hat und in der Küche werkelt: Unvorstellbar, wie lecker selbst die schlichteste Mahlzeit unter freiem Himmel in den Hainen schmeckt. Die Knochenarbeit sorgt für einen Bärenhunger!
Mich fasziniert, dass der Olivenbaum, dieser heilige Baum Griechenlands, und das Öl seiner Frucht noch heute unser Interesse wecken und die Forschung stetig Neues zutage fördert. Der Ölbaum bereichert uns Menschen vielfältig: in kulinarischer, gesundheitlicher und kosmetischer Hinsicht beispielsweise. Sein Öl schenkt uns Lebensenergie und reinigt zuverlässig und frei von künstlicher Chemie.
Weltweit laufen Forschungsprojekte: Derzeit beispielsweise auch in China. Man baut dort Olivenbäume an und führende Experten aus dem Mittelmeerraum stehen den Chinesen mit Rat und Tat zur Seite. Die Volksrepublik China legt großen Wert drauf, dass ihre Bevölkerung sich künftig verstärkt mit Olivenöl ernährt.
Das geschieht nicht ohne Grund: Die Kosten des Gesundheitssystems hängen stark mit dem Wandel in der Ernährungsweise der Bevölkerung zusammen: Immer mehr Chinesen sind übergewichtig, leiden an Herzkreislauferkrankungen und Diabetes. Die Regierung ergreift derartige Maßnahmen um vorzubeugen und das Volk für eine gesündere Ernährung zu sensibilisieren.
Auch die kosmetische und heilende Wirkung des Safts der Olive wird in China hoch geschätzt. Ich habe 2011 auf einer Messe in Shanghai persönlich erlebt, wie begeisterte Chinesinnen die Aussteller bedrängten, um wenigstens ein Pröbchen für sich zu ergattern.
Die Magie des Olivenbaumes erkannten dem Mythos nach auch die Athener, als sie die Göttin Athene, dem Meeresgott Poseidon vorzogen und sie zur Schutzpatronin Athens kürten. Poseidons Brunnen mit Salzwasser hat das Volk nicht überzeugen können – die Idee Athenes hingegen, der Stadt einen Olivenbaum zu schenken, und somit Holz, Öl und Oliven, schien den Bürgern der Stadt weise und nützlich.
Nun, was gibt es über den Olivenbaum zu wissen?
Der Olivenbaum wird seit bald 6000 Jahren als Nutzpflanze kultiviert. Neulich entdeckten Forscher fossilierte Blattabdrücke von Olivenblätter in Ascheablagerungen des Vulkans Thera, auf der griechischen Insel Santorini.
Zuhause ist der genügsame Olivenbaum, der auf mageren, kalkhaltigen Boden gedeiht und sich sogar mit einer minimalen Niederschlagsmenge von 200 Millimeter im Jahr begnügen kann, rund um das Mittelmeer und teils auch um das Schwarze Meer. Der Klimawandel ermöglicht es, das Anbaugebiet versuchsweise in nördlichere Breiten zu erweitern. Das nördlichste Anbaugebiet des Olivenölbaums in Europa ist derzeit Köln. Tatsächlich: Köln! Wer dort wohnt, kennt es vielleicht. 170 Bäume wurden dort im Jahre 2008 angepflanzt.
Ein Olivenbaum braucht viel Zeit für seine Entwicklung: ungefähr 10 Jahre, bis er Früchte trägt. Dafür aber ist er sehr langlebig. Der wahrscheinlich älteste Olivenbaum soll auf Kreta wurzeln und ist schätzungsweise 3000 – 5000 Jahre alt. Man kann das Alter eines lebenden Baumes schlecht bestimmen, da man die Jahresringe des Stammes nicht abzählen kann. Ihn deswegen zu fällen, wäre eine schwere Sünde.
Botaniker unterscheiden über 1000 Sorten von Olivenbäumen. Der Olivenbaum ist ein immergrüner Baum, der alle zwei bis drei Jahre seine Blätter erneuert. Seine Blüten sind weiß und blühen von April bis Juni. Diese sind Zwitter, also selbstbefruchtend. Ein traditionell kultivierter Baum gibt 20 – 30 Kilogramm Frucht im Jahr (fünf Kilogramm Oliven entsprechen ungefähr einem Liter Olivenöl) wobei sich Jahre mit reichen und schwachen Fruchtansätzen abwechseln. Ältere Bäume können sogar über 100 kg Frucht tragen!
Das Olivenöl ist zu 96% im Fruchtfleisch und zu 4% im Kern enthalten. Je nach Olivensorte, enthält die Frucht 15-25% Öl und 30-60% Wasser.
Meist sind die kleinen Oliven diejenigen, die den höheren Öl Gehalt aufweisen und sich besonders gut zur Ölgewinnung eignen. Alle Oliven sind grün und entwickeln sich allmählich von grün, über violett bis zu schwarz, je nach Sorte.
Den Charakter eines Olivenöls bestimmen hauptsächlich die Olivensorte und die unterschiedlichen Reifegrade der Oliven bei der Ernte.
Spyridoula Kagiaoglou ist nicht nur meine Freundin, sondern auch DIE Spezialistin rund um das Thema Olivenöl.
Ohne ihr Olivenöl geht in meiner Küche übrigens gar nichts. Es gibt für mich kein besseres.
In dieser Serie sammelt sie Fakten, Informationen und Rezepte dazu. Eine interessante Reise in den Süden erwartet uns.